Mittwoch, 16. Juni 2010

Teil 1 des satirischen Sportbrain-WM-Rückblicks: Warum hat Franz nicht Petrus bestochen?

Hallo Freunde des rollenden Leders,

Euphorie beim Public Viewing
die erste Runde der Gruppenspiele bei der Fußball-Weltmeisterschaft ist schon wieder fast vorbei und bis jetzt haben uns 31 Teams nicht gerade mit Feinkost versorgt. Ein vorsichtiges Abtasten zu Beginn, eine kontrollierte Offensive in der Mitte und eine Ergebnisverwaltung zum Schluss waren bei 15 von 16 Spielen meist angesagt. Und uns als leidenschaftliche Zuschauer blieb meist nur der Griff zum Gerstensaft, um das müde Gekicke und diese unzumutbaren Tröten mit Anstand zu ertragen. Warum hat Fußballgott Uwe Seeler es nur zugelassen, dass das Gequietsche nach ihm benannt wird? Wirklich überzeugt hat uns bisher nur eine Mannschaft, die wir bewusst außen vorlassen und die uns eingefleischten Patrioten einen großen Funken Hoffnung und auch Selbstbewusstsein einhaucht. Waren wir alle vor diesen 19. Werbespielen (so müssen sie ja angesichts der Flut an unterschwelligen Konsumbotschaften genannt werden) noch mit großen Zweifeln behaftet, so steigt auf einmal durch einen für deutsche Verhältnisse anmutigen und leichtfüßigen Auftritt gegen leicht überalterte Kängeruh-Fänger der Durst nach einem vierten Stern auf der Brust.
Schon jetzt ist diese besondere Atmosphäre in den einzelnen Städten zu spüren, die zum letzten Mal beim Sommermärchen 2006 versprüht  und dann wie es scheint im Keller konserviert wurde. Das gemeinsame Erleben der Spiele auf total überteuerten Public Viewing Areas mit manchmal schmerzendem Kuscheleffekt erzeugt nach den negativen Zeiten mit Wirtschaftskrise, Öl-Lecks und schlechten Bundestagswahlen wieder eine so schöne aufbauende Frische im "deutsche land". Da verzeiht man auch Franz Beckenbauer, dass er nicht wie bei der Heim-WM Petrus mit bayerischem Weissbier für gutes Wetter bestochen hat oder unseren öffentlich-rechtlichen Moderatoren, dass sie uns mit monotonen Sprachsalven in den Schlaf schiessen.
Bestechung ist übrigens ein guter Einstieg für unseren kleinen Sportbrain-WM-Rückblick, den wir Euch von nun an anbieten möchten. Ihr werdet nicht glauben, welche lustigen und unglaublichen Anekdoten 80 Jahre Weltmeisterschaft zu bieten haben. Denn wer weiss denn außer Methusalem oder vielleicht Otto Rehhagel noch, was bei der ersten Weltmeisterschaft 1930 so alles für kuriose Dinge passiert sind. Und wie einfach es ist nun eine WM im Gegensatz zu früher zu organisieren, aber lest selbst...

Teil 1 des Sportbrain WM-Rückblicks: Die Vergabe der ersten Weltmeisterschaft nach Uruquay
Plakat WM 1930
Schon seit der Gründung 1904 versuchte die einzige weltweite Fußball-Vereinigung FIFA alle Mitgliedsländer zur Ausrichtung eines gemeinsamen großen Turnieres zu bewegen. Doch leider scheiterte der gute Willen meistens an kriegerischen Differenzen, nationalistischer Engstirnigkeit, mangelnder Völkerverständigung und natürlich an den begrenzten finanziellen Mitteln. Erst nach den Olympischen Spielen 1928 beschloss der Kongress der FIFA ab dem Jahre 1930 alle vier Jahre ein Weltturnier abzuhalten, um der großen Beliebtheit des Fußballs in aller Welt Rechnung zu tragen. Der deutsche Verband hätte schon damals in die Geschichte mit der Ausrichtung der ersten WM eingehen können. Nur leider verweigerte der Verband eine Bewerbung, da man nicht wollte, dass "Profis" an solch einer Veranstaltung teilnehmen, sollte doch der Amateursport Fußball auch bei seinen Leisten bleiben.
Nachdem auch die anderen europäischen Bewerber mehr oder weniger auch nur über zu hohe Kosten und zu kleine Stadien lamentierten, bekam an Pfingsten 1929 Uruquay den Zuschlag zur Ausrichtung der ersten internationalen Weltspiele. Zwar war dieses Land auf den meisten Weltkarten fälschlicherweise kaum erkennbar als Provinz Brasiliens eingezeichnet, doch der Sieg beim olympischen Fußballturnier 1928 und die anstehende Hundertjahrfeier verholfen den Südamerikanern zur größten Ehre in der Landesgeschichte. Zudem versprach der zukünftige Gastgeber den Bau des größten Fußballstadions der Welt in der Hauptstadt Montevideo mit über 100.000 Zuschauern. 
Uruquay WM 1930
So schön so gut, aber nun zeigte sich das Gesicht der damals leicht reizbaren europäischen Großmächte, die nach der Wahl Uruquays auf einmal nichts mehr von einer Teilnahme wissen wollten. So sagten in kurzer Zeit die Niederlande, Italien, Spanien, Schweden und Ungarn ab. Von Deutschland, Österreich und der Schweiz kam ein folgendes Nein. Auch England, das Mutterland des Fußballs und Heimat der ersten großen Liga, sagte mit zwei Zeilen ohne Begründung ab. So war zwei Monate vor Beginn der ersten WM-Spiele noch kein europäisches Land gemeldet und die ausstehenden Nationen verlangten zusätzlich zu Reise-und Unterbringungskosten auch noch ein fürstliches Antrittsgeld, dass ihnen die lange Schiffsreise ins unbekannte Südamerika versüssen sollte. Besonders aufgebracht reagierten die Uruquayer über die Absage der Niederlande, hatte man doch 1928 bei Olympia noch die Stadien mit Fans aus Südamerika gefüllt. Wütende Protestmärsche vor die niederländische Botschaft in Montevideo waren die Folge. Andere südamerikanische Länder sympathisierten und drohten nun gemeinsam aus der FIFA auszutreten und alle Veranstaltungen in Europa zu boykottieren.
Wie der unter Druck stehende FIFA-Präsident Jules Rimet reagierte....

Fretag in Teil 2 des Sportbrain-WM-Rückblicks mit allen Kuriositäten und Lustigen Geschichten der WM 1930. 

Viele Grüße
Christoph

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen